Ein interessanter Beitrag war im Münchner Merkur über die Porträts der Politiker auf den Plakaten. Ein Kritikpunkt: Viele Politiker schauen ihre Wähler auf den Plakaten nicht an. sondern immer an ihnen vorbei. Bei diesem Beitrag musste ich wieder an meine Zeit bei einer Fotozeitschrift denken. Dort wurde mir schon gesagt – und es liegt lange zurück – dass ein Porträtierter nicht am Betrachter vorbei schauen sollte. Dies gilt als äusserst unhöflich. Auch, wenn ein Fotograf seine Canon- oder Leica-Kiste vor das Auge drückt. Diese Bilder gingen sofort in den Papierkorb. Natürlich haben auch solche Bilder ihre Berechtigung, aber nicht wenn man sich vom Betrachter etwas wünscht. Man will sich freundlich präsentieren, man möchte seine Fotos los werden oder man will sich bewerben. Auffällig ist der hohle Blick vorbei an der Kamera aber auch bei Workshop-Fotos. Meist kommen diese Bilder beim „Rudelschiessen“ zustande und haben bei Wettbewerben wenig Chancen. Denn ein Modell kann sich höchstens auf einen Fotografen konzentrieren. Auch beim Fernsehen gibt es einen Grund, weshalb manche Sprecher an der Kamera vorbei schauen: Sie lesen vom Teleprompter ab. Oder von einer grossen Pappe an der Wand. Ich habe es selbst erlebt 🙂 Natürlich gibt es immer „die Ausnahme von der Regel“. Aber ich selbst halte es mit dem Tipp eines bekannten Porträtfotografen: „Wenn Dein Modell an der Kamera vorbeischaut, möchte der Betrachter sehen weshalb!“ Und das umzusetzen, ist natürlich nicht so einfach. Über die falsche Ausleuchtung, Blitzpunkte wo sie nicht hingehören und Augen die man nicht sieht, geht es auch bei meinen Seminaren. Nicht alles erledigt Photoshop!